Donnerstag, 24. Mai 2012

Glück, Schicksal, Zufall ...

Es gibt ja tatsächlich Glücksfälle, glückliche Zufälle, schicksalhafte Begegnungen bzw. Ereignisse. Ich wäre wohl nicht nach Marburg gezogen, hätte Medienwissenschaft studiert, viele tolle Menschen kennengelernt usw. hätte ich nicht vor einer gefühlten Ewigkeit beim Jobben eine nette Frau kennengelernt, die eine Tochter hatte, mit der ich, wie sich herausstellte, studierte. Diese Tochter wiederum plante nach Marburg in eine WG zu ziehen, um Medienwissenschaft zu studieren ... Das war durchaus eine Begegnung, die viel dazu beigetragen hat, wie sich mein Leben entwickelt hat.
Ich denke, dass es oft Zufälle im Leben sind (oder wie auch immer man es nennen möchte), die uns einen gewissen Weg einschlagen lassen. Inwieweit solche Fügungen oder das Schicksal mit höheren Mächten verbunden sind, möchte ich hier gar nicht diskutieren – das wird endlos.
Gerade kürzlich hatte ich es aber mit einer lieben Freundin davon, dass es schon komisch ist, dass Menschen nur das Glück bei anderen sehen, nicht die Entwicklung, nicht die weniger glücklichen Seiten ... Wenn etwas Tolles passiert, sich etwas positiv entwickelt, sich neue Möglichkeiten auftun, heißt es häufig, "Da hast Du aber Glück gehabt! Du bist wirklich von der Sonne geküsst, vom Leben und Schicksal verwöhnt, ein Glückspilz ... " Natürlich gibt es Dinge, die scheinen tatsächlich aus heiterem Himmel zu kommen und man fragt sich selbst, wie das sein kann. Das ist toll und in solchen Fällen freut man sich riesig - und das darf und soll man auch! Menschen, die aber alles nur auf das Glück der anderen (und ihr eigenes Unglück) schieben, nach dem Motto, "So viel Glück möchte ich auch mal haben!" nerven.
Wenn einem tatsächlich etwas in den Schoß fällt, ist das klasse und bei Menschen, die einem nahestehen gilt eh nur eines: sich mitfreuen! Doch wenn alles nur Glück wäre, hätten wir doch nichts in der Hand und könnten nicht selbst für unser Lebensglück einstehen und es beeinflussen. Mit Glück allein ist es selten getan! Wie heißt es so schön? „Jeder ist seines Glückes Schmied“ – sprich, man muss etwas dafür tun. Einfach die Hände in den Schoß legen, reicht nämlich meist nicht.
Bereit sein ist viel, warten können ist mehr, doch erst den rechten Augenblick nützen ist alles.“ (Arthur Schnitzler) Oft bedarf es doch des Mutes und des Zupackens. So oder so sollte man aufmerksam sein, damit die Chancen nicht an einem vorbeiziehen, sondern man sie wachen Auges sieht – und ergreift! Ob man sich dann vom Leben verwöhnt, belohnt oder entschädigt fühlt, sei dahingestellt. Wenn der Zeitpunkt kommt, man also "Glück hat", sollte man zugreifen, die Gunst der Stunde nutzen, sich freuen, dankbar sein und es einfach genießen!

Freitag, 11. Mai 2012

Vom Schenken, Helfen, Ausleihen – und den dazu passenden Höflichkeiten

Ich erinnere mich an meinen Auszug von zu Hause und meinen Einzug in die erste WG in Marburg. Damals entstanden auf einen Schlag zwei WGs auf zwei Etagen mit bunt zusammengewürfelten Menschen, die sich nicht kannten. Muss ich sagen, dass ich DANKBARERWEISE die WG mit den netteren Leuten erwischt habe?! Auf jeden Fall haben alle gestrichen und geräumt, geputzt ... Ich war zwischenzeitlich weg und vermisste bei meiner Rückkehr meine Utensilien. Die hatten Beine bekommen und fanden sich ganz nonchalant in der WG eine Etage tiefer. Nicht nur, dass niemand gefragt hatte, die Sachen sahen aus wie ... und wirklich Anstalten, Pinsel, Leiter & Co. zu säubern und zurück zu geben, machte keiner. Ich weiß dass ich das einfach nur beschissen fand, denn ich hatte die Sachen ja auch geliehen, von meinen Eltern zwar, aber es waren eben nicht meine. Was mich noch mehr aufregte, war die Tatsache, dass die netten Nachbarn gar nicht verstanden, warum ich so uncool war ...

Das ist ca. 15 Jahre her – und auch heute finde ich diese Haltung schlicht unerzogen. Ja, unerzogen, denn da bin ich spießig. Man fragt, bevor man sich etwas nimmt und wenn man sich etwas ausborgt, gibt man es bitte möglichst zügig, unaufgefordert und im Ursprungszustand zurück. Gekrönt wird dieses Verhalten von einem Danke! Ich finde das eigentlich ganz normal. Klar geht einem auch mal etwas durch, man vergisst Sachen, man übersieht sie, schiebt es auf – alles kein Problem. Das geht wohl jedem mal so, aber die Absicht sollte stimmen. Und wenn ich etwas lange nicht in Ordnung bringe, ist ein „Entschuldigung“ nicht der schlechteste Weg. Vielleicht ein Kärtchen, eine kleine Aufmerksamkeit? Das geht schon weiter, aber zumindest doch „Bitte, Danke und Entschuldigung“ sollten Worte sein, die nicht soo schwer fallen.

Wieso ich mich gerade jetzt daran erinnere? Weil ich in letzter Zeit immer wieder über solche Begebenheiten stolpere, nicht nur selbst,sondern auch im Gespräch mit Freunden, Bekannten, in der Familie. Da geht es einfach darum, dass der- oder diejenige gar nicht verstehen, warum es so schwer ist, sich – in ihren Augen – anständig zu verhalten. Da wird hinterfragt, ob die eigenen Erwartungen zu hoch sind. Da ärgert man sich über die „eigene Dummheit“, dass man geholfen hat, jemanden unterstützt hat ... Denn die Problematik gilt gleichermaßen für das Ausleihen wie für das Schenken und das Helfen bzw. Unterstützen. Wer hilft, schenkt oder leiht, entscheidet sich dafür, weil er es möchte. Ganz sicher sollte man dafür nichts erwarten, geschweige denn, Gegenleistungen fordern und Handlungen aufwiegen, denn das wird ganz schnell gruselig. Doch ist es auch eine Frage der Wertschätzung und des Respekts, so finde ich. Ist es zuviel erwartet, dass sich Menschen bedanken, Sachen einfach zurückgeben, sich auch mal entschuldigen, nicht einfach NUR abgreifen und immer weiter fordern, aber selbst so gar nichts geben? Ich finde diesen Anspruch recht „normal“ und tröstlich stelle ich fest, ich bin nicht allein damit. „Eine Hand wäscht die andere“ ist so ein Spruch, der etwas Wahres in sich trägt. Wenn nur eine Seite gibt, die andere nur nimmt, entsteht schnell ein Ungleichgewicht – und Unmut. Der Geber fühlt sich ausgenutzt und überlegt es sich beim nächsten Mal vielleicht zweimal, ob er wirklich hilft oder er ist der ewig Dumme. Beides nicht schön.

Doch wenn jemand nicht weiß, wie er sich benehmen sollte, sich nicht bedanken kann oder einfach blind ist für das, was im Zuteil wird – was macht man dann? Erklärt man einem erwachsenen Menschen wie er sich verhalten könnte oder gar sollte? Sehr schwierig! Niemand ist perfekt und wie gesagt, manchmal ist es so trubelig oder man ist gedankenverloren, dass man eben auch mal Sachen vergeigt – das ist menschlich, denn soo gute Menschen ;-) sind wir halt alle nicht. Trotzdem muss ich sagen, ich stehe auf Manieren und finde es klasse, wenn Menschen höflich sind und nicht alles für selbstverständlich hinnehmen, geschweige denn dummdreist werden. Gedankenverloren ist eine Sache, gedankenlos eine andere. Also halte ich inne, ermahne mich zur Dankbarkeit und bemühe mich selbst zumindest, nicht allzu viel zu verbaseln und die Zauberworte der Kindheit regelmäßig zu beschwören: „Bitte, Danke und Entschuldigung!“