Dienstag, 12. Oktober 2010

Mein persönliches Buchmessen-ABC

Wer den Messeturm sieht, ist richtig
A wie Autoren: von aufstrebend über prominent bis überschätzt, von entspannt über geflissentlich bis divenhaft ...
B wie Bücher: jede Menge, Sinnes- und Reizüberflutung, himmlisch, darum geht’s hier
C wie chemische Keule: der unverkennbare, süßliche Geruch auf den Messetoiletten
D wie Drängler: meist im Zusammenhang mit Trolleys, Folge ist der klassische Fußüberfahrer & Hacksenrempler
E wie Essen: von Fingerfood am Stand über überteuert bis hin zu gewagt bei abendlichen Experimenten
F wie Fachbesucher: schwierige Definition beim Anblick von Schülern & Privatpersonen
G wie Gastland: 2010 Argentinien, 2011 Island, oftmals vom arbeitenden Volk kaum wahrgenommen, sofern nicht daran beteiligt
H wie Hallen: War schon mal jemand in allen Hallen? Ich biete dieses Jahr 3, 4, 6 & 8 ;-)
I wie Igitt: Menschen, die husten/niesen & einen mit einer Sprühfontäne beglücken
J wie Jagdbeute: alles, was sich greifen lässt
K wie Kult-Kolumne: ist zurecht der „Messe-Mayer“
L wie Lautstärke: wachsend, manchmal extrem, schlägt sich am Ende in stark beanspruchten Stimmbändern und der Heiserkeit vieler nieder
M wie Messefieber und -beschwerden: Fieber & Adrenalin sind positiv & helfen, die Tage zu überstehen & zu genießen. Die Beschwerden sind meist Heiserkeit, Kopf-, Fuß- & Rückenschmerzen
N wie Nerven, gute: Sollte man haben, ob privat oder beruflich, ähnlich wie gutes Schuhwerk
O wie Orientierungslosigkeit: an Publikumstagen häufig auftretendes Phänomen, meist auf der Rolltreppe
P wie Pause: Auf der Agora, gerne rauchend und schwätzend
Q wie Quellen, spannende: neben der Lektüre des Messe-Mayers, Insider-Gespräche mit Kollegen/Kolleginnen
R wie Rolltreppen: Immer überfüllt und offensichtlich schwierig zu bedienen, Verhaltensfehler
S wie Sekt: kleiner Aufputsch zwischendrin, kann Kreislauf & Laune ankurbeln, wichtig aber ist das Maß!
T wie Tagesform: Mittwoch euphorisch, Donnerstag erste Erschöpfung, Freitag berappelt, Samstag Verdrängung, Sonntag melancholisch & dankbar
U wie Unsitte: Das Klauen von allem! Geht einher mit Unverständnis!
V wie Visitenkarten(-austausch): ein gängiges Ritual unter Kollegen oder Jagdziel bei Besuchern
W wie Wohnzimmer: Nicht nur der Kein & Abel-Stand, sondern, das Gefühl, dass der eine oder andere auf der Messe wohnt ...
X wie X-te Buchmesse für viele: doch ob erste oder x-te, jedes Jahr gibt’s viel zu entdecken
Y wie youtube: Videos auf youtube sowie jede Menge Beiträge auf Twitter & facebook – die Buchmesse war stets zeitnah für die Zuhausegebliebenen erlebbar
Z wie Zum Schluss: es lässt sich gar nicht auf ein kleines ABC beschränken – die Buchmesse ist ein Highlight und das liegt nicht zuletzt daran, dass die Branche eine ganz spezielle und schöne ist!

Buchmesse 2010 – Highlights & Abgründe ...

Die Buchmesse 2010 ist vorüber und so langsam fühle ich mich regeneriert. Zeit also, einen Rückblick zu wagen ... Für mich war es beruflich die 7. Buchmesse und ich kann sagen, nein, es war kein verflixtes Jahr! ;-) Schön war’s, spannend, fröhlich, interessant, inspirierend, überwältigend und oft sehr amüsant ...
Traditionell erliege ich bereits am Montag dem Messefieber. Ich bin aufgeregt und freue mich wie ein Kind auf den Beginn der Messe. Spätestens dann, wenn ich Messeboden unter meinen Füßen spüre, bin ich zu Hause. Es ist wie ein großes Ferienlager – so viele Menschen, liebe Kollegen, noch Unbekannte und teilweise sogar gute Freunde trifft man innerhalb von fünf Tagen. In diesem Jahr war es natürlich besonders spannend: zum ersten Mal mit der eigenen Agentur vorstellig werden und viele Kollegen und Kolleginnen treffen. Mit Dodo an meiner Seite betrat ich am Mittwoch das Messegelände und siehe da, bereits im Shuttlebus trafen wir ein erstes bekanntes Gesicht – und es folgten zahlreiche weitere. Es waren wunderbare Gespräche und Begegnungen. Die Rückmeldungen auf everybody’s public waren durchweg positiv, worüber wir uns natürlich besonders freuen. Wir haben das Terminhopping, die Verleihung von Miss und Mister BookFair (Gratulation an Wibke Ladwig und Philipp Weinbrenner), die Abendessen, die AVP Happy-Hour und vieles mehr genossen. Manches, was ich mir vorgenommen habe, hat nicht geklappt, weil ich doch noch jemandem über den Weg lief und mich spontan verquatscht habe. Aber das gehört auch zur Messe.

Parallel zu unseren Gesprächsterminen haben wir ab Mittwoch kleine Kurzinterviews geführt uns sie auf facebook und youtube eingestellt. Jeweils drei kurze Fragen wurden gestellt und Antworten von Kolleginnen, Autoren, einer Buchhändlerin sowie der Maus gegeben. Es hat viel Spaß gemacht – Danke an alle, die bereit waren, so spontan zu agieren. Wie entspannt trotz Stress alle sind, zeigt die Bereitschaft der Kollegen und auch der Autoren wie Oliver Bottini, Joscha Sauer, Simon Tofield oder dem Koch Sante de Santis sowie nicht zuletzt Herrn Mayer vom Buchmarkt. An dieser Stelle auch Danke für den täglichen Messe-Mayer – eine Kolumne, die zurecht Kultstatus hat.
Trotz Rücken und Füßen, Kopfschmerzen, trockenen Augen und Schleimhäuten – darüber klagen alle auf die eine oder andere Weise – genießt man das bunte Treiben. Dazu kam das unglaubliche Wetter: blauer Himmel und Sonnenschein luden dazu ein, sich auf der Agora zu treffen und zu schwätzen. Gesprochen wurde gerade bei den Treffen mit den Kollegen nicht nur über Fachliches, sondern natürlich auch über die kleinen Messeerlebnisse der besonderen Art, die alle kennen, die auf der Messe arbeiten ....
Bücherbeute - Ich kann einfach nicht anders ...
Zu guter Letzt habe ich mich natürlich selbst auch noch ein bissel dem Bücherrausch hingegeben. Eigentlich nur bei zwei Verlagen gezielt drei Bücher mitgenommen und dann doch bei einem Stand mit englischsprachigen Titeln gnadenlos zugeschlagen ;-) Ich kann einfach nicht gegen meine Natur!
Immerhin habe ich dieses Jahr zum ersten Mal abends auch etwas zu Essen bekommen. Meine Familie hat zu Hause mal nach dem Rechten gesehen und so stand morgens eine frische Tasse schon unter der Kaffeemaschine. Zudem habe ich nicht unterwegs in der Bahn oder auf der Messe mit der heißen Nadel etwas genäht und auch die Portion Fish & Chips konnte ich essen, ohne dass sie mir um die Ohren flog, weil die Kollegin sie mir aus der Hand schlug ;-)


Es war wunderbar! Danke an alle, die dazu beigetragen haben und sich im einen oder anderen Absatz wiederfinden. Ich freue mich riesig auf 2011 und Euch – dann heißt es wieder gemeinsam genießen, reden, lachen und wundern. Ohne all die Kuriositäten wäre es nur halb so schön. Daher halte ich es zum Schluss mit Billy Wilder und zitiere aus One, Two, Three: „Actually, the situation is hopeless, but not serious.“

Buchmesse 2010 - Schlagworte, zu denen ich etwas sagen muss ...

Begegnungen – auch auf der Toilette:
Da sind die Begegnungen mit Menschen, die man nur aus dem Netz, vom Hörensagen oder vom Telefon kennt und etwas enttäuscht ist – und es gibt solche, die man auch live großartig findet!
Da sind diejenigen, die sich tagsüber schon von Stand zu Stand trinken und ihren Ausdünstungen in der Menge und auf der Rolltreppe nicht mehr Herr werden.
Schön auch, wenn man plötzlich wieder gesiezt wird, auch wenn man sich schon lange kennt. Oder wenn man Leute grüßt, die man zu kennen glaubt und feststellt, es ist ein Promi.
Selbst auf den Toiletten trifft man Kollegen und schnackt kurz, was nett ist, wenn man in der Reihe steht. Irritiert hat mich jedoch eine Schweizerin in der Toilette nebenan, die konsequent telefonierte ... Auch der Anblick einer Frau, die sich mit Genuss aus ihren 12cm-Stilettos verabschiedete und in 10cm Pumps stieg, sorgte für amüsiertes Grinsen, Respekt und Verwunderung. Von den Cosplayern an den Besuchertagen zu ganz schweigen – positiv finde ich, dass der Bluttrend wohl zurückgeht. Es überwogen fantasievolle und romantische oder lustige Kostüme.
Nicht zuletzt Manieren: Ich hatte bereits vor Jahren das Erlebnis, einen Kollegen mit Triefnase zu treffen, der mich trotzdem umarmte, sich dann die Nase mit der Hand abwischte und die Hand zum Gruß meinem Begleiter entgegenstreckte. Und auch dieses Jahr niesten und husteten die Leute in die Menge, als gäbe es kein Morgen!

Rolltreppen – ein schwieriges Unterfangen
Wir arbeiten auf dieser Messe und leider bringt das mit sich, dass wir es meist eilig haben. Spätestens auf der drittletzten Stufe hilft ein „Weiterlaufen“ dem typischen Stop des ahnungslosen Messebesuchers vorzubeugen. Schön ist es, wenn die Rolltreppe ausfällt und der Techniker seelenruhig zum Kollegen sagt, „da kriegen wir bald ein Problem“. Nein, nicht bald, JETZT!!! Amüsiert lauscht man Gesprächen von gestandenen Männern im Anzug, die sich fragen, ob der andere noch „kurz aufs Töpfchen“ muss.

Besucher sind wichtig – aber halt auch ungewollt komisch
Da wird am Verlagsstand gefragt, was so ausgestellt wird, ob man das Gepäck abgeben kann oder wo Stand/Veranstaltung xy ist, Bücher werden einfach mitgenommen, in Gespräche wird eingefallen oder über einen hinweg gegriffen, um ein Buch aus dem Regal zu holen – schwupps, Handtasche am Kopf. Da wird versucht einen ganzen Visitenkartenstapel zu klauen, weil man die doch sammelt oder die Liste mit 20 Verlagen gezückt, weil die Dame am Stand sicher helfen kann. Von den Menschen mit ominösen Manuskripten im Köfferchen ganz zu schweigen ...

Drängler & Trolleys – ein Fass von Boden
Bleibt daher unkommentiert ;-)

Montag, 4. Oktober 2010

Die Gretchenfrage oder Vor der Buchmesse ist vor dem Kleiderschrank

Erst einmal alles raus: Kleiderschrank-Gretchenfrage
Es ist ja mit der Buchmesse wie mit Weihnachten: Jedes Jahr zur gleichen Zeit und doch ist man ganz überrascht, wenn’s mal wieder soweit ist. Die eigentlichen Vorbereitungen und Terminvereinbarungen sowie Organisatorisches laufen ganz selbstverständlich.
Doch dann kommt es zur Gretchenfrage: Was ziehe ich an? Ich möchte gar nicht ausschließen, dass auch Männer sich mit dieser Frage herumschlagen, doch wir Frauen machen uns definitiv einen Kopf. Dabei muss man ja sagen, die Buchmesse ist kleidungstechnisch eine entspannte Messe: Jeans & Anzug, Sneakers & Stilettos – es ist alles dabei. Vielleicht liegt ja auch gerade darin die Schwierigkeit ;-)
Beruhigend wie tröstlich daran ist ja, dass man nicht alleine ist. Ich habe bereits in den letzten zwei Wochen immer wieder von befreundeten Kolleginnen gehört, dass die Frage nach dem Outfit wie ein Damoklesschwert über ihnen schwebt. Was ziehe ich an? Worin sehe ich gut aus und fühle mich wohl? Passen die Kleider vom letzten Jahr noch? Sind die noch tragbar? Wie wird das Wetter? Schaffe ich es noch einkaufen zu gehen bzw. kommt die Bestellung noch pünktlich?
Dieses Jahr habe ich mir im Vorfeld schon ein paar Gedanken gemacht, was ich so anziehen könnte, aber die eigentliche Auswahl wurde dann doch erst am Wochenende getroffen. Also habe ich gestern die Türen geöffnet und mich der Wahrheit des Kleiderschranks gestellt. Im Glauben, das mache ICH jetzt. Aber siehe da: Auf facebook fand ich noch mehr Kollegen und Kolleginnen, denen es nicht besser erging. Die Vorstellung, wie so viele andere auch ihre Kleidung aus Schränken und Kommoden holen, vor dem Spiegel auf- und abschreiten, war großartig. Mit einem Augenzwinkern diese „schwierige Gretchenfrage“ zu betrachten, hat mich mehr als amüsiert – und mal wieder dachte ich, wie sympathisch doch diese Branche ist. Denn ich wage mal zu behaupten, dass sich Menschen aus anderen Branchen vor Messen wie bspw. einer IAA sicher nicht so selbstironisch die Blöße dieser Problematik geben.
Ob also das Businessoutfit oder doch der casual look das Rennen gemacht haben, bleibt noch zwei Tage abzuwarten. Ich hoffe auf jeden Fall alle waren erfolgreich und wir sehen uns ab Mittwoch zufrieden mit dem eigenen Erscheinungsbild in Frankfurt. Und dann geht’s ums Wesentliche: BÜCHER!

Samstag, 2. Oktober 2010

Fototermin – Ein Tag im Blitzlichtgewitter

Felix Krumbholz (Fotograf) auf Motivsuche
Das war eine aufregende Woche. Kurz vor der Buchmesse gibt es ja immer viel zu tun und wenn sich dann noch wichtiger Besuch ansagt ...
Wir haben diese Woche das Team von Liebenswert Wohnen in Rhein-Main zu Gast gehabt. Liebenswert ist ein Buchprojekt, dass der Frage auf den Grund geht: Was macht Frankfurt Rhein-Main für seine Bewohner so liebenswert? Um eine Antwort zu finden, fotografiert und interviewt das Liebenswert-Team Menschen aus der Region für ein Buch über Wohn- und Lebensstile ... Ein spannendes Projekt und wir sind ein Teil davon. Dodo und ich werden als Mainzer eingebunden, sowohl mit unserer Agentur als auch mit meiner Wohnung. 
Die Drei von Liebenswert haben einen kompletten Tag bei uns verbracht und wir hatten viel Spaß! Es war super spannend den Profis bei der Arbeit zuzuschauen. Da werden Möbel geschoben, Kleinigkeiten in Szene gesetzt, ausgeleuchtet und dekoriert. Und natürlich mussten auch wir vor die Linse. Das Porträt war geradezu waghalsig: auf der Fensterbank eines anderen Zimmers sitzend hat uns Felix abgelichtet. Respekt – das ist Einsatz!! Wir sind auf jeden Fall extrem gespannt, wie alles wird, aber die ersten Fotos, die wir gesehen haben, waren schon sehr viel versprechend!